Der Bolsena See, ein faszinierendes Naturwunder, thront beinahe in der geografischen Mitte Italiens und ist stolzer Träger des Titels „größter Vulkansee Europas“. Stellen Sie sich eine Szenerie vor, die sich über Millionen von Jahren erstreckt: In dieser Region existierten einst mehrere aktive Vulkane, die das Land mit ihrer gewaltigen Energie erbebten ließen. Nach unzähligen Erdbeben und heftigen Vulkanausbrüchen hinterließen diese Feuerberge einen geologischen Reichtum an Erinnerungen. In einem dramatischen Akt der Natur, brachen die Vulkane schließlich zusammen und formten einen gewaltigen, majestätischen Krater, der mit der Zeit von kristallklarem Süßwasser gefüllt wurde. So wurde der Bolsena See geboren, ein Juwel von seltener Schönheit, das uns seine Geschichte in den Wasserspiegeln und Ufern flüstert.

Zwei Inseln befinden sich im See, die Martana und die Bisentina. Beide Inseln haben eine Reihe von interessanten Geschichten zu bieten. Mehrere pittoreske Dörfer wie Bolsena, Marta oder Capodimonte befinden rund um den See.

Das erste Mal sah ich Bolsena 1986. Ich war zehn Jahre alt und mein kleiner Bruder vier. Wir wohnten damals noch in einem einfachen Zelt direkt am Strand eines Campingplatzes von Bolsena. Meine Eltern hatten von Freunden von Bolsena gehoert, eben diesen Vulkansee im Latium. Unsere erste Anreise war spannend, als wir die Autobahn in Orvieto verliessen und anschließend die engen Serpentinen kilometerweit hinauf auf einem Berg Richtung See fuhren. Mein Bruder übergab sich uebrigens jedes Jahr neu an genau dieser Stelle der kurvenreichen Strecke. Meine Eltern stritten sich, der See koenne sich doch unmöglich auf dem Berg befinden! Kaum auf der Piazza in Bolsena angekommen, fragten wir aus dem Auto heraus einen älteren Italiener im Schatten eines Baumes nach dem Weg. Meine Eltern sprachen kein Wort Italienisch, deshalb mußte Zeichensprache herhalten. „si si, sempre dritto!“ Nunja, wir kamen doch noch auf dem Campingplatz Patrizia, bei 40 Grad an. Der Besitzer saß in roter Badehose und Hakenkreutz an der Goldkette auf einem Klappstuhl am Eingang des Campings und sprach Deutsch wie in der „Isch abe gakein Auto“ – Werbung. Herrliche Erinnerungen an die damalige Zeit. Viele Familien mit Kindern in unserm Alter waren dort, auch sie kamen jeden Sommer zurueck an den See. Wir Kinder waren den ganzen Tag am See auf Achse, nur unter Kindern, nie mußten sich die Eltern Sorgen machen, denn jeder paßte auf jeden auf. Es gab Grillabende, man schwamm nachts im angenehm warmen See, wir besuchten Märkte und aßen Coregone aus dem lago. Um zu telefonieren mußte man noch die einzige Telefonzellen im Dorf mit gettoni aufsuchen. Diese Telefonzelle stand direkt neben einem grossen Heuballen im Keller eines Weinlokals. Einzigartig! Seitdem fuhren wir jedes Jahr in das wundersame Bolsena an den urspruenglichen Vulkansee und hatten tolle Sommer!